19. September: Themenabend “Sachsengänger”

Wann

19/09/2023    
18:00 - 19:30

Wo

Grüner Salon, Altes Rathaus
Markt 1, Leipzig, Sachsen, 04109
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Wir laden alle Interessierten recht herzlich ein zum Themenabend “Sachsengänger – Geschichte der Arbeitsmigration um die Jahrhundertwende“ im Grünen Salon (2. OG, Altes Rathaus)

Vortrag und Diskussion mit Rolf Allerdissen.

Der Eintritt ist frei, um Spende wird gebeten. 

Die Sachsengänger waren im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhundert Arbeitsmigranten aus dem Gebiet des heutigen Polens, die vor allem in Sachsen, aber auch in anderen Regionen des Deutschen Reiches arbeiteten. Der Name “Sachsengänger” geht auf ihre Wanderungen in die preussische Provinz Sachsen zurück, wo sie in der Landwirtschaft als Knechte und Mägde tätig waren.

Viele Sachsengänger stammten vor allem aus der Region um Krakau und Tarnów und waren meist unverheiratete Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren, aber auch junge unverheiratete Frauen. Sie wanderten in der Regel zu Fuß und trugen ihr Hab und Gut auf dem Rücken zu einer Eisenbahnstation, die als Sammelpunkt vereinbart gewesen ist. Die Eisenbahn brachte die Sachsengänger bis in die Nähe der jeweiligen Güter, auf denen sie arbeiteten. Ihre Arbeitseinsätze in Sachsen dauerten meist mehrere Monate, während derer sie in einfachen Unterkünften auf den Gütern untergebracht waren.

Die Sachsengänger waren der sogenannten Leutenot wegen als wichtige Arbeitskraft bei den Arbeitgebern von großer Wichtigkeit und wurden daher von Agenten in ihrer Heimat angeworben. Allerdings wurden sie auch oft ausgebeutet und mussten unter schweren Arbeitsbedingungen arbeiten. Die Leutenot bezeichnete keineswegs die schlechten wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen, mit denen sich Arbeitende in der Landwirtschaft konfrontiert sahen, sondern gab im Gegenteil die Mangelsituation der Arbeitgeber wieder: Insbesondere in mittel- und großbäuerlichen Betrieben fehlten Arbeitskräfte in erheblichem Ausmaß. Bessere Verdienstmöglichkeiten und ganzjährige Beschäftigung in industriellen Betrieben sowie weniger reglementierte Lebensumstände ließen diese Alternative deutlich attraktiver erscheinen. Sachsengänger wurden daher bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts benötigt, um den Personalbedarf in Produktionsspitzen annähernd zu decken.

Wie aber kam es trotz den besseren Arbeitsverhältnisse in der Landwirtschaft dazu, dass die Sachsengänger sich um Arbeitsplätze in den Industriebetrieben Leipzigs in der Zeit bis zum 1. Weltkrieg bemühten? Wie wichtig waren die Arbeitsmigranten für die Leipziger Wirtschaft?

Diese Fragen sollen nicht nur an diesem Themenabend geklärt werden, sondern auch in einem anschließenden Workshop, zu dem alle Interessierten recht herzlich eingeladen sind. Einzelheiten zu dem Workshop werden an dem Themenabend vorgestellt.